Im Süden ist’s doch am schönsten – besonders in Bella Italia!
Salerno – ach nee doch lieber Amalfi!
Kennt ihr das? Ihr fahrt los, habt ein Ziel im Kopf und dann landet ihr ganz woanders? Ist uns in Salerno passiert, einmal falsch abgebogen…
Aber von Anfang an: Mit dem Zug braucht man von Neapel nach Salerno nur 40 Minuten. Läuft man runter zum Hafen, bietet sich ein relativ unspektakulär-touristisches Bild. Also sind wir kurzentschlossen auf das nächste Boot gehüpft – Richtung Amalfi. Eine spontane Idee, die uns einen unbeschwerten Tag am Strand von Amalfi beschert hat.
Tipp für Amalfi: Kommt man mit der Fähre an und möchte baden, laden viele Standbars mit angeschlossenem Strandbetrieb zum Verweilen ein. Unser Tipp: Einfach noch ein wenig an der Küste weiterlaufen. Die schönen und unaufgeregten Bars liegen am Ende der Straße. Dort chillt man auf Liegestühlen (die man mietet), kann eine Kleinigkeit essen, ein wenig baden und einen schönen Tag verleben. Oder man nistet sich in den schicken Restaurants ein und speist dort, ganz nach Vorliebe.
Warten auf die Fähre kann auch schön sein
Das eigentliche Highlight war für uns auf dem Ausflaug allerdings etwas völlig anderes, nämlich das Warten auf die Fähre zurück nach Salerno. Es war Wochenende, und wir hatten schon mitbekommen, dass die Fähren sehr voll sein würden. Deshalb gingen wir schon einige Zeit vor Abfahrt zum Hafen hinunter. Und das war eine weise Entscheidung, denn der Kai füllte sich sehr bald.
Eine riesige Traube Menschen bevölkerte das schmale Stück, auf dem wir alle standen, eingeklemmt zwischen einem Gitterzaun und einer Mauer. Es war warm, es dauerte noch eine Weile, bis das Boot kommen würde und man sollte annehmen, dass nun die Gereiztheit zunehmen würde. Aber das genaue Gegenteil war der Fall. Die Leute schwatzten, machten Witzchen, schäkerten mit der Matrosin, einer weißhaarigen Grand Dame in kurzen Hosen, die genüsslich ein Eis verspeiste, während sie auf die nächste Fähre wartete, deren Tau sie am Poller vor ihren Füßen festmachen würde.
Diese Gelassenheit, gepaart mit gutgelaunter Freundlichkeit und dem gleichzeitigem Willen, selbst nicht zu kurz zu kommen, hat mich während unserer ganzen Reise sehr für die Süditaliener eingenommen. Denn als die Fähre dann kam, wurde schon ein wenig gedrängelt und man musste zusehen, dass man nicht stehenblieb am Kai und auf die nächste Fähre warten musste.
In Salerno bleiben
Warum es sich empfiehlt, 1 oder 2 Nächte in Salerno zu bleiben, warum, erzählt euch mein Verlegerkollege Manuel:
Manuel: Manchmal wirkt Salerno wie ein Miniatur-Neapel, nur wesentlich entschleunigter und vor allem macht der internationale Tourismus noch einen großen Bogen um die Stadt. Das Zentrum wartet ebenso mit verschlungenen Gassen, verwinkelten Treppchen und immer wieder kleinen Schreinen auf.
Bewegt man sich von der Promenade und den stattlichen Bauten am Lungomare – eine imposante Mischung aus Gründerzeitbauten und der Architektur des Faschismus – weg in Altstadt würde man nicht denken, dass in den 1980er noch die Einwohner:innen von Salerno diese mieden: Das Viertel war stark zerfallen und ein Problembezirk. Ein sanfter Wandel hat hier eingesetzt, anstatt die Bewohnerschaft mit klassischen Gentrifzierungsmaßnahmen zu vertreiben, gestaltete man die öffentlichen Räume, renovierte die Fassaden und ließ internationale Künstler die Wände gestalten.
Was duftet so schön?
Trotz des Wandels schläft die Stadt aber bis zum Ende der Siesta und erwacht erst nach 17 Uhr langsam. Dann brummt es aber in den Gassen: Salerno ist für seine Kunst- und Partyszene bekannt. Ebenso gibt es hier eine erstarkende schwul, lesbische und queere Community, die den öffentlichen Raum erobert. Wer in der Altstadt nächtigt, sollte sich nicht darüber wundern, dass Oropax auf dem Nachtisch liegen: Die Stadt geht auch um vier Uhr noch nicht schlafen.
In Salerno entstand übrigens die älteste Universität Europas und von hieraus traten Medizin, Theologie, Recht und Philosophie einen Siegeszug im Mittelalter an. In diesem Zusammenhang lohnt sich ein Besuch des Giardino della Minerva: Der aus dem 16./17. Jahrhundert angelegte Terrassengarten befindet sich auf dem ursprünglich im 14. Jahrhundert gegründeten Heilkräutergarten, damals eng verknüpft mit der Arbeit der Universität und nach dem Ordnungsprinzip der Lehre der vier Elemente angelegt. Von der Terrasse aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt und den Golf von Salerno. Ebenso sollte man unbedingt den Duomo San Matteo besuchen. Die riesige Kathedrale ist ein Musterbeispiel normannischer Romanik und in einem Seitenschiff befindet sich eine zugängliche, prachtvolle Krypta, in der die Gebeine von niemand Geringerem als dem Evangelisten Matthäus liegen.
Und falls Ihr Euch fragt, was die ganze Zeit so gut riecht: Das ist der Duft der Bergamotte, denn überall in der Stadt stehen kleine Sträucher und Bäume der Zitruspflanze.
Ganz lieben Dank, Manuel, für diesen wunderbaren kulturhistorischen Ausflug. Nun geht’s weiter – nach Capri!
Organisierte Bootstour von Neapel nach Capri
Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt… diesen Ohrwurm werde ich seit unserer Neapelreise nicht mehr los. Und ich schiebe es gleich vorneweg: Die stille Romantik, die dem Lied innewohnt, hat nichts damit zu tun, was man heute auf Capri antrifft. Es ist voll, megatouristisch und ebenso teuer. Ich habe zum ersten Mal eine komplett organisierte Tour gemacht. Mein Fazit: In so kurzer Zeit so viel zu erleben ist selbstorganisiert nicht möglich. Ob es das alles braucht? Hm. Vermutlich nicht. Dennoch hier ein kurzer Erfahrungsbericht:
Wir haben die Tour bei Alberto über AirBnB gebucht, was sich als Glückstreffer erwies. Alberto war kompetent, witzig und wirkte sehr authentisch, es hat Spaß gemacht, mit ihm unterwegs zu sein.
Wir sind morgens um 8 am Castello gestartet. Dort ging die Fähre nach Capri. Die Überfahrt dauert etwas länger als 1 Stunde. Alberto hat uns schon vorher gebrieft, wir sollten möglichst schnell aus dem Schiff aussteigen, denn: wer zuerst kommt malt zuerst. In diesem Fall hieß das, wer zuerst einen der Minibusse besteigt, ist auch zuerst an der Blauen Grotte, deren Besichtigung auf dem Programm stand. Unsere Gruppe von etwa 15 Leuten war sofort am Start, und kurze Zeit später fanden wir uns in kleinen schaukelnden Booten wieder und wurden durch die Blaue Grotte gefahren, in der das faszinierende Lichtspiel der Sonne Namensgeber ist.
Der Sessellift bei Anacapri
Nach kurzer Pause ging es weiter nach Anacapri, dort fuhren wir mit dem Sessellift zum Aussichtspunkt. Hier umwehten uns Wolkenfetzen, dazwischen glitzerte das Meer, ein schöner Ausblick. Das Mittagessen nahmen wir in Capri ein. Hier lohnt es sich, auf die Empfehlung Albertos einzugehen, das Restaurant war wirklich gut und nicht so überlaufen wie andere. Am Schluss konnten wir noch eine Bootstour um die Insel zubuchen, die sich absolut gelohnt hat und mit einem kleinen Ständchen des stimmgewaltigen Guides fand der Ausflug einen schönen Abschluss. Mit der Fähre ging es dann zurück nach Neapel.
Und was machen wir jetzt? Manuel, sag du es uns!
Ein Besuch in Pompeji
Manuel: Die Zeit wird knapp. Nun heißt es eine Entscheidung treffen. Entweder auf den Vesuv oder nach Pompeji. Als alter Römer-Fan fällt die Entscheidung auf Pompeji. Mit einer klappernden, aber umso charmanteren S-Bahn geht es an der Küste entlang, durch die Vororte und Schlafstädte der riesigen Metropolregion. Der Blick schwankt zwischen dem Vesuv, der immer zu sehen ist, dem Golf und seinem schillernden Blau aber auch der Umgebung, die klar signalisiert, dass hier eben nicht alles dolce vita ist.
Vom Bahnhof Scavi/Villa di Misteri sind es nur wenige Meter zum Haupteingangsbereich der Grabungsstelle. In dieser kann man samt Museum einen ganzen Tag verbringen! Im Sommer bitte unbedingt eine Kopfbedeckung mitbringen und regelmäßig die wenigen Schattenplätze auf dem Areal aufsuchen, denn man ist hier schonungslos der Sonne ausgeliefert – es gibt zum Glück Trinkwasserbrunnen.
Hier kann man wirklich in die römische Welt, deren Baukunst, Luxus und soziale Verhältnisse eintauchen. Für die umliegenden Grabungsstätten kann man fast einen weiteren Tag einplanen. Besonders ans Herz gewachsen ist mir Herculaneum – auf halber Strecke zwischen den beiden Orten. Das Schöne: Hier verirren sich keine Schulklassen und nur ein Bruchteil der Besucher:inen her, aber gleichzeitig sind die Bauten besser erhalten. Aus Herculaneum stammt auch der berühmte karbonisierte Brotlaib und die Wissenschaftler:innen konnten Kichererbsen, Feigen und Walnüsse untersuchen. Auch Holzmöbel und Stützbalken blieben erhalten.
Wer schreibt?
Britta von World for kids
Manuel vom L&H Verlag
Der Kinderreiseführer
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Italien for kids
14,95 € inkl. MwSt.