Rundreise durch Europa

3.700 Kilometer, 8 Länder, 3 Fährfahrten und eine Liebeserklärung an Europa – das war unsere Sommerreise 2024.

Hier findet ihr unsere Route, Tipps für Campingplätze und Wildcampen und spannende Ausflugstipps on & off the beaten track. Wir sind von Portugal aus über Spanien nach Italien gefahren, von dort nach Albanien, runter nach Griechenland, zurück nach Italien und über Österreich und Tschechien wieder nach Berlin.

Los geht’s!

Start in Portugal

Für uns ging es deshalb in Portugal los, weil wir Freunde dort haben und unseren alten Landcruiser von 1984, den mein Mann in liebevoller Arbeit zu einem 4-Mann-Campingmobil ausgebaut hat, geparkt hatten. Tipps zu Portugal findet ihr hier. Wir sind nach Faro geflogen und haben dort die ersten Tage bei Freunden und am Strand verbracht. Wer sich für Geschichte interessiert: Faro hat ein sehr süßes kleines Museum, in dem man sich die Geschichte der Gegend näherbringen lassen kann, außerdem gibt es eine Kirche. Die Innenstadt ist schattig und charmant, man sitzt gemütlich in Cafés und lässt das Leben vorbeiziehen. Außerdem kann man in den kleinen Lädchen hübsche Schätze finden.

Weiterfahrt durch Spanien

Doch nach wenigen Tagen mussten wir aufbrechen, um unsere erste Fähre in Barcelona zu kriegen. Die Fahrt von Faro nach Barcelona ist nicht zu unterschätzen. Spanien ist groß, heiß und trocken Ende Juli, besonders im Süden. Die Klimaanlage in unserem alten Gefährt besteht aus offenen Fenstern und einer Sprühflasche mit Wasser – eigentlich recht effektiv. Dennoch: Ranhalten ist angesagt. Also fahren wir am ersten Tag lange und stellen irgendwann fest, dass es in Spanien auf dem Land mit Campingplätzen nicht weit her ist. Wir haben aus der Not heraus wild gecampt, was in Spanien allerdings nicht erlaubt ist. Abgesehen davon ist es auch sehr schwer, ein Fleckchen zu finden, das nicht bewirtschaftet wird. Für uns schien es, als seien ganz Andalusien und Kastilien eine riesige Farm. Jedes Stück Erde wird bebaut. Wenn wir das nächste Mal im Supermarkt die Tomaten aus Spanien in der Hand haben, erinnern wir uns daran. Mein Tipp also: Lieber vorher einen Campingplatz suchen und den gezielt anfahren, das spart noch mehr Schweiss auf der Stirn. Oder das Risiko eingehen und dafür Fröschen, Igel, Hasen und Schildkröten gute Nacht sagen – it’s up to you.

Valencia mit der Stadt der Künste und Wissenschaften

Unsere Nächste Station hieß Valencia, denn: Unser Sohn hatte Geburtstag – wie immer in den Ferien auf einer Reise. Da er auf moderne Architektur steht, haben wir uns etwas Besonderes für ihn ausgedacht: einen Besuch in der Stadt der Künste und Wissenschaften in Valencia. Das ist ein Komplex aus mehreren Gebäuden, die von Santiago Calatrava gebaut wurden und uns total umgehauen haben. Ich kann nur sagen: Kommt nicht nur einen Tag, sondern zwei! Den ersten Tag kann man komplett im Ozeaneum verbringen, das uns wahnsinnig gut gefallen hat. Tolle Tiere, schöne Architektur, freundliche Leute, einfach sehr entspannt, obwohl es recht voll war. Wir haben es sehr genossen. Die Zeit davor und danach sind wir mit offenen Mündern durch die Anlage gelaufen. Diese Architektur, die Formen, die Sichtachsen, schlicht die Schönheit der Anlage sind atemberaubend. Ein Geschenk, dagewesen zu sein. Die Anlage kann man übrigens kostenfrei anschauen, nur die Gebäude verlangen Eintritt. Das Ozeaneum kostet aktuell 7€ pro Person. Es gibt aber auch Sammeltickets. Kein allzu teurer Spaß also noch dazu. Es lohnt sich wirklich rundum.

Camping-Tipp El Saler bei Valencia

Da die Hotels in Valencia sehr teuer waren haben wir gecampt. Man kann das sehr gut unterhalb von Valencia. Hier gibt es mehrere Campingplätze direkt am Meer, wir haben uns für den Camping Park El Saler entschieden. Man kann zum Meer laufen, es gibt einen kleinen Pool und einen Bus in die Stadt, der direkt zur Stadt der Künste und Wissenschaften fährt. Diesen haben wir auch genommen, es war alles supereinfach und schnell. Wir haben nicht reserviert und ohne Probleme einen Platz auf dem Campingplatz bekommen. Abends kann man im Ort essen, es gibt ein paar Restaurants.

Mit der Fähre nach Civitaveccia nahe Rom

Die Fahrt von Valencia nach Barcelona war recht schnell gemacht, so dass wir pünktlich zum Einschiffen am Hafen eingetroffen sind. Bis nach Civitaveccia fährt man eine Nacht und einen Tag. Wir hatten uns eine Kabine gebucht, was mit Kindern doch bequemer ist, denn man kann sich zurückziehen und muss nicht die ganze Zeit in den öffentlichen Bereichen herumhängen. Es gibt verschiedene Fähranbieter für die Route und ein Vergleich lohnt sich. Auch frühes Buchen empfehle ich. Ich habe unsere Überfahrten Spanien-Italien und Italien-Albanien schon im Februar gebucht. Zu dem Zeitpunkt habe ich für Igoumenitsa-Venedig schon keine Kabine mehr bekommen. Warum wir dann trotzdem mit der Fähre zurückgefahren sind, später mehr. Übrigens kann ich auch empfehlen, sich ein bißchen mit Verpflegung einzudecken. Das Essen auf den Fähren ist recht teuer, auch wenn es bei italienischen Unternehmen immerhin nie schlecht ist. Aber bei vier Personen kommt dann immer ganz schön was zusammen, da ist man froh über jede Malzeit, die man aus Vorräten bestreiten kann.

Camping an Bord

Camping an Bord bedeutet, dass man während der Überfahrt in seinem Wohnmobil oder Camper schläft. Wir haben das bisher nie gemacht, aber es gibt diese Möglichkeit bei einigen Fähranbietern. Ob ihr es buchen könnt oder nicht hängt in erster Linie von der Bauweise des Schiffes ab. Das findet ihr auf den Buchungswebsites der Anbieter heraus. Es ist natürlich günstiger als eine Kabine und auch für die Versorgung praktisch.

Einmal quer durch Italien

Unsere Fähre erreichte mit zweistündiger Verspätung um Mitternacht Civitaveccia. Wir sind dann trotzdem noch eine Weile gefahren, um etwas Strecke zu machen, da wir am nächsten Tag in Bari sein wollten. Die Kinder haben ein wenig geschlafen und wir Erwachsenen haben nach einem Campingplatz gesucht. Aber auch in Italien ist es auf dem platten (bzw. bergigen) Land nicht einfach, Campsites zu finden. Daher haben wir uns auch hier für Wildcampen entschieden. Am nächsten Tag haben wir so schon gen Mittag Bari erreicht, wo ich uns ein kleines Ferienappartment gemietet hatte, damit wir uns gemütlich die Stadt ansehen können.

Ein paar Worte zum Wildcampen

Ihr merkt es schon, wir stellen uns oft einfach in die Wildnis, wenn wir keinen Campinplatz finden. Es gibt Apps, die Orte empfehlen, an denen das gut geht. Wir nutzen am meisten IOverlander, es gibt aber auch park4night. Hier sind Orte verzeichnet, an denen schon einmal Leute in der Natur übernachtet haben, man selbst kann ebenfalls Tipps geben und Orte beschreiben. Wichtig ist uns beim Wildcampen, dass wir niemanden stören, daher suchen wir uns immer Orte, die weit ab von „menschlichen Behausungen“ sind und offensichtlich kein Privatgelände sind. Außerdem achten wir sehr darauf, keinen Müll zu hinterlassen und nehmen alles wieder mit, einschließlich Toilettenpapier (oder vergraben es).

Die Nächte, in denen wir wild gecampt haben, bleiben der ganzen Familie am längsten in Erinnerung. Es geschieht immer irgendetwas Schönes. Wir sehen Rehe, Frösche, Igel, der Sonnenaufgang ist malerisch, das Bad im eiskalten Fluss aufregend, das Lagerfeuer am Strand so schön. Auch wenn es mir schon oft unbequem erschienen ist, wenn ich müde vom Fahren bin und gern irgendwo duschen wollte, so waren diese Tage und Nächte eigentlich immer mit die Schönsten. Ich kann nur jeden ermutigen, es auszuprobieren, es lohnt sich eigentlich immer.

Wichtig: Habt genug Wasser dabei, auch fürs Abwaschen. Denkt darüber nach, einen Solardusche anzuschaffen. Sie nimmt leer kaum Platz weg und ist eine tolle Erfrischung nach einem heißen Tag. Oft sind feste Wandersandalen oder Schwimmschuhe praktisch, damit man gut im steinigen Flussbett zurechtkommt. Ich lasse meine immer zuhause und ärgere mich deshalb immer über mich selbst.

Bari – viel mehr als nur ein Fährhafen

Bei allem Wildcampen – die Mischung machts! Daher war es natürlich absolut fantastisch, eine Nacht im schicken Bari zu verbringen und sich in die vibrierende italienische Nacht zu stürzen. Bari ist nämlich viel mehr als einfach nur eine Fährhafenstadt. Die Shoppingmeile trumpft mit Prada und Luis Vuitton auf, die Damen sind superschick und die Herren eine modische Augenweide. Am Abend ist die ganze Stadt auf den Beinen, die Straßen sind voller gutgelaunter Menschen, die alten Häuser glänzen im gelben Licht der Straßenlaternen. Am Morgen frühstücken wir köstliche Crêpes in dem unscheinbaren Café gegenüber der Ferienwohnung und schlendern noch eine Weile durch die Stadt. Dann legen wir uns an den Stadtstrand, der übrigens am hinteren Ende sehr leer ist, weil da kein Sand sondern feine Steine den Strand bedecken. Nach einem kleinen Imbiss geht es dann auf die Fähre, die um Mitternacht gen Albanien ablegt.

Ankunft in Albanien: Durres, wir kommen!

Nach kurzer Überfahrt sind wir am Morgen schon in Albanien. Auch hier lohnt es sich, nicht sofort aus der Hafenstadt Durres hinauszufahren, sondern erst einmal in Ruhe zu frühstücken und die Stadt anzuschauen. Fährt man aus dem Hafengelände heraus, liegen nördlich davon einige Straßen, in denen es Cafés und Läden gibt. Hier kann man sich eine Simkarte kaufen, um mobil zu sein, es gibt Paketangebote für Touristen. Wer sich für die nächsten Tage mit Lebensmitteln eindecken möchte, dem empfehle ich die Markthalle. Trockene Lebensmittel bekommt man im Supermarkt, Frisches kauft man in den kleinen Gemüseläden oder auf dem Markt. Wir haben allerdings außer in Durres keinen Markt mehr gesehen, sondern nur kleine Lädchen. In jedem Fall werden deutsche Produkte gern beworben, wie man auf dem Foto sieht.

Camping-Tipp Pa Emer

Der schönste Campingplatz unserer Reise liegt südlich von Durres an der Küste, Kamping Pa Emer. Nachdem wir einige Plätze gesehen hatten, die keinen Schatten boten, war dies eine Offenbarung: große Bäume, die Schatten spenden, verschiedene Etagen, ein seichtes Meer, in dem die Kinder unbeschwert spielen können und das Beste: eine vorgelagerte Miniinsel mit Restaurant und Chill-Out-Liegen, verbunden durch eine lange Holzbrücke. Noch Fragen? Ganze vier Nächte sind wir geblieben, haben unsere leckeren Vorräte aus der Markthalle vertilgt, mit Katzen gespielt, waren Schwimmen und Sonnenbaden und die Jungs sind zu einem der pilzförmigen Bunker auf dem Berg geradelt. Wer mehr zu den Bunkern lesen möchte, die es überall in Albanien gibt, schaue gern hier.

Tirana – kurzer Zwischenstopp in Albaniens Hauptstadt

Albanien ist sehr vielfältig. Es gibt die schöne leere Küste und die ganz schön volle Küste, es gibt die einsame Natur und die einfachen Dörfchen im Landesinneren und die historischen Städtchen und das moderne Tirana. Hier in der Hauptstadt spürt man Aufbruch, Modernität, Zukunft. Es gibt schicke Hochhäuser, Cafés, Coworking-Spaces, Boutiquen. Ein Aufenthalt lohnt sich, allerdings haben wir es bei der Hitze kurz gehalten. Wollte man bleiben ist es vermutlich gut, ein Zimmer zu buchen und die Stadt in Ruhe in den Randstunden des Tages zu besichtigen, wenn es kühler ist. Wir waren auf jeden Fall sehr angetan und kommen sicher mal wieder.

Berat, die Stadt der tausend Fenster

Eine Fahrt über Land ist auch in Albanien spannend. Zwar ist es im August sehr trocken, aber die Gegend dennoch schön. Berat, unser heutiges Ziel, liegt bergig und ist berühmt für die osmanische Archtiktur der Stadt und seine Burg, in der man ein kleines Museum mit byzantinischer Kunst samt Kapelle besichtigen kann. Hier kann man am besten auf dem Campingplatz River Side Camping übernachten. Dieser ist einfach zu erreichen – man kann in Berat nämlich auch leicht in den kleinen Straßen steckenbleiben -, hat tolle Duschen und einen schönen Garten mit Sitzecken unter Weinreben, die Besitzer sind freundlich und hilfsbereit. Man kann in die Stadt laufen und dabei schon das Viertel auf der anderen Flusseite besichtigen, fragt einfach nach Tipps beim Staff. Frühstück gibt es übrigens bei den beiden supernetten Damen im übernächsten Café „Te Nani“, die Straße runter in Richtung Stadt. Hier unbedingt die „albanischen Pancakes“ probieren, sie sind ein Gedicht! Berat selbst ist verwunschen, altertümlich, spannend. Wir haben uns in der Zeit zurückversetzt gefühlt und wenn man keine Lust mehr auf Trubel hat: einfach in die nächste Seitenstraße abbiegen!

Die Küste nach Vlore

Und dann dachten wir, wenn es da oben unterhalb von Durres so schön leer an der Küste ist, dann ist es das sicher auch weiter unten. Nee. Ist es nicht. Wenn man von Vlore aus Richtung Süden fährt, merkt man noch nicht einmal, dass man aus der Stadt herausgefahren ist, weil alles so zugebaut ist. Ein Hotel nach dem anderen, Jubel, Trubel, Heiterkeit allerorten. Wir haben uns nach einer Übernachtung dann einfach wieder auf den Weg ins Landesinnere gemacht, denn wir hatten gehört, dass der Vjosa einer der letzten wilden Flüsse Europas ist – und da wollten wir hin!

Wildcampen am Vjosa-Fluss

Eiskaltes Wasser plätschert über ein steiniges Flussbett. Die Stromschnellen ziehen uns ganz schön mit, als wir darin baden gehen – mit kleinen Kindern geht das nicht, da muss man am Rand bleiben. Aber es ist herrlich erfrischend nach dem heißen Tag. Wir stehen am Vjosa-Fluss inmitten der Berge Albaniens und sind völlig allein. Kaum ein Tier begegnet uns, den Vögeln ist es offensichtlich auch zu heiß. Hier am Fluss muss man etwas schauen bis man einen Schattenplatz gefunden hat. Außerdem sind manche Stellen nur unter 3,5 t Fahrzeuggewicht zu erreichen, da die Zufahrt über Brücken erfolgt, die schon ein wenig in die Jahre gekommen sind und auch recht schmal sind. Ein fantastischer Ausflug zum einem wilden Fluss.

Öltürme in Albanien

Wer über Land fährt wird im Süden Albaniens vielleicht auf Öltürme und Ölgeruch in manchen Dörfern stoßen. So wie wir, als wir durch die Vjosagegend gefahren sind und uns langsam in Richtung Grenze zu Griechenland aufgemacht haben. Es gibt im Süden Albaniens Öl, das abgebaut wird. Aber es gibt auch eine Menge Ölgeruch und, so wie wir nachgelesen haben, eine Menge Verschmutzung durch die Ölförderung. Inwieweit das noch Altlasten sind und was die neuen Betreiber tun, um die Bevölkerung zu entlasten, kann ich aktuell nicht seriös beurteilen. Es ist auf jeden Fall ein Thema hier in der Region und die Fahrt durch den Süden des Landes ist auch eine Fahrt durch seine Vergangenheit und vielleicht die Zukunft.

Griechenland im Norden

Die Grenze bei Sopik ist klein und gemütlich. Wer noch Albanische Lek ausgeben möchte, sollte das vorher erledigt haben, sonst muss er oder sie wie wir noch mal in das nächste Dörfchen in den Bergen fahren und dort den halben Supermarkt leer kaufen. Aber auch das wird mir noch lange in Erinnerung bleiben, denn ich habe noch nie so eine Mercedesdichte wie dort in diesem kleinen Dorf gesehen. Unser Nachbar hat uns die Erklärung gegeben, dass es in Albanien bis zur Wende nur wenige Tausend Autos gab. Daher gibt es einen gewissen Nachholbedarf an schicken Autos und an rasanter Fahrweise – passt also ein bisl auf beim Fahren.

Nun aber nach Griechenland. Aus unserer Sicht lohnt sich ein Abstecher nach Ioannina, eine kleine hübsche Stadt in Epirus. In der Gegend kann man Wildwasser-Rafting machen, was bei der geringen Wassertiefe auch mit Kindern sehr gut geht. Man durchfährt eine traumhafte Landschaft, ein tolles Erlebnis und gut über Get your Guide zu buchen. Für die Weiterreise empfiehlt sich die Fahrt über wunderschöne Gebirgspässe. Wir haben sie ausgelassen, weil wir zum Meer wollten und schon viel in den Bergen unterwegs waren, der Rafting-Guide hat sie aber sehr empfohlen.

Griechenland an der Küste nahe Igoumenitsa

Im August ist es natürlich nicht einfach, in Griechenland einen Campingplatz zu finden, der nicht komplett überfüllt ist. Wir wollten in der Nähe von Igoumenitsa bleiben, weil wir die Hoffnung auf eine Fähre nach Venedig noch nicht aufgegeben hatten. Hier gibt es zwar einige Stellplätze am Meer laut unserer Apps, diese waren aber von Tagestouristen gut besucht. Wir haben uns also doch auf einen Campingplatz gestellt und später noch einmal zu einem Wildcampinplatz gewechselt. Insgesamt war das alles nett, aber doch sehr voll. Unsere Erfahrungen mit der Peloponnes vor einigen Jahren waren mir in besserer Erinnerung.

Fähre die Dritte

Und dann sind wir doch noch auf die Fähre nach Venedig gekommen, wir haben sie ohne Kabine und Camping an Bord gebucht, sondern einen Schlafplatz auf den Sitzen gekauft. Also ich sag mal so: Für eine Nacht geht ja immer alles, und es war auch ganz ok so. Wir haben mal auf den Sitzen, dem Boden und draußen gesessen, gelegen und geschlafen. Mit ganz kleinen Kindern würde ich mir auf jeden Fall eine (breite?) Luftmatraze mitnehmen, damit wenigstens sie gut schlafen können. Einen Pulli oder Schlafsack kann man auch gebrauchen, mir war zwar die ganze Zeit warm, den Kids aber nicht. Essen ist auch hier teuer, es lohnt ein Picknickkorb. Und dann ist man froh, wenn Venedig nach 27 Stunden endlich in Sicht kommt.

Wieder in Italien: Venedig mal nicht so voll

Das letzte Mal, als wir in Venedig waren, war dieses kleine Zeitfenster im ersten Coronajahr, als man kurz reisen konnte. Wir haben uns in den Zug gesetzt und sind runtergefahren – in eine leere Stadt. Daher hatten wir ein bißchen Angst davor, es noch einmal zu besuchen, wir fürchteten die Massen. Da wir aber weder die Rialtobrücke noch den Markusplatz sehen wollten, sind wir in San Polo und Dorsoduro geblieben. Und siehe da, da ist es gar nicht so überfüllt wie alle immer prophezeien. Außerdem sind wir erst am späten Nachmittag unterwegs gewesen. Auch das hat gewirkt. Also auch hier wieder gilt: Off the beaten track ist oft viel besser.

Camping Fusina

Ich habe den Campinplatz schon einmal empfohlen, daher will ich es kurz halten: Camping Fusina ist immer noch schön, gut geführt und perfekt von der Lage her, denn er befindet sich direkt neben dem Fähranleger Venedigs. Mit dem Boot ist man in 20 Minuten in der Stadt und hat auch noch eine klasse Bootsfahrt erlebt. Sehr zu empfehlen!

Und dann die Heimreise …

Tja, über die Heimreise gibt es nicht viel zu berichten, denn wir haben uns beeilt. Allerdings sind wir, weil wir ohnehin nicht so schnell fahren können, nicht über die langweilige deutsche Autobahn gefahren, sondern durch das tschechische Erzgebirge. Die Route war also Venedig-Udine-Villach-Zederhaus (Übernachtung hier) -Salzburg-Straubing-Plzen/Pilsen-Jachimov/St. Joachimsthal (Übernachtung hier) – Dresden-Berlin.

Was mir bei der Überquerung der Alpen wieder einmal sehr bewusst wurde, ist, wie vielfältig Europa ist. Welche unterschiedlichen Landschaften, klimatischen Bedingungen, Menschen, Kulturen, Architekturen und Tradtitionen es gibt. Bei allem, was wir beklagen an Gleichmacherei in Bezug auf Geschäfte und Produkte ist so eine Reise durch den Kontinent auch ein Augenöffner: Europa hat eine riesige Vielfalt, und bisher haben wir es auch vermocht, sie zu erhalten. Und wir scheinen sie zu genießen und aufrecht erhalten zu wollen, sehen sie als Bereicherung an und wollen sie uns immer wieder anschauen. Das zeigen die vielen Menschen, die sich trotz Hitze und mancher Unbequemlichkeit immer wieder auf den Weg quer durch den Kontinent machen, reisen, schauen, staunen und die Nachbarn besuchen. Ich empfinde es als großes Glück, Teil von Europa sein zu dürfen und diese Vielfalt auf so einfache Weise bereisen zu können. Das ist nicht jedem vergönnt und das weiß ich sehr zu schätzen.

Mit dieser Liebeserklärung an Europa geht der Reisebericht nun auch zuende. Wenn ihr Fragen, Kommentar oder Anregungen habt, schreibt mir gern.


Und hier gibt es die passenden Kindereiseführer

Über die Autorin

Die Berlinerin Britta Schmidt von Groeling ist zweifache Mutter, Globetrotterin, Politologin und Verlagsfachfrau. Da es den passenden Reiseführer für die eigenen Kinder nicht gab, gründete sie 2015 den Kinderreiseführerverlag World for kids. Nach ihrem Debüt „Thailand for kids“ folgten Reiseführer für verschiedene Länder in aller Welt.

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