Stell dir einen palmengesäumten Strand vor, ein weites Meer mit einem schützenden Riff, ein einfaches Restaurant mit lokalem Essen und ab und an kommt ein Händler vorbei und verkauft dir süße Mangos – ist das nicht wie im Paradies? Oder wie in Tiwi Beach, dem für mich schönsten Ort der Welt.
Entdeckt haben wir Tiwi im Jahr 2007, und seitdem hat sich hier eigentlich nichts verändert. Es gibt diesen phantastischen weißen Sandstrand, der von ein paar Touristen und einheimischen Fischern bevölkert wird – oder komplett leer vor dir liegt, wenn in Tiwi Beach wieder einmal low season ist. Läuft man dann durch den Palmensaum auf den Campingplatz von Tiwi, steht man unter riesigen alten Bäumen, durch die mit Glück eine Familie von Kolobusaffen hüpft.
Hier urlauben in der Hochsaison, also um Weihnachten-Neujahr und zu Ostern, Familien mit Kindern, einheimische Touristen und Paare, die mit Geländewagen, Motorrad oder auch mal einem der seltenen Wohnmobile unterwegs sind. Es gibt Toiletten und Duschen und rundherum viel Grün.
Auch für Nichtcamper ist gesorgt, denn die dazugehörige Twiga Lodge bietet Apartments, in die man sich einmieten kann. Sehr einfache Zimmer mit zwei Doppelbetten und Moskitonetzen darin, die zwar einen Pinselstrich gebrauchen könnten, dafür aber einen unschlagbaren Blick auf den traumhaften Strand und das Meer bieten. Dazu kommt, dass sie mit 45€ pro Zimmer und Nacht auch sehr günstig sind (Stand Anfang 2025).
Zwischen Apartment und Campingplatz liegt das kleine Restaurant mit Bar, an der Ali seit Jahr und Tag Drinks verkauft. Er hat eigentlich immer ein Lachen auf den Lippen, einen lustigen Spruch oder eine Weisheit auf Lager und ist so etwas wie die heimliche Seele des Restaurants. Aber auch die Kellner Bilal und Michael, die Chefin Magret und Idi, der sich um alles kümmert und immer ein freundliches Wort für alle hat, sind felsenfest mit Tiwi Beach verbunden. Das Essen hier ist lecker und bodenständig. Prawn-Curry, Hühnchen mit Pommes oder Reis, Chapatis oder Fisch stehen auf der Speisekarte. Frühstück gibt es ebenfalls, Eier mit Speck und Würstchen, dazu Brot und Marmelade.
Im Laufe des Tages kommen hier ein paar Leute vorbei. Der Fischer, bei dem man Garnelen, Tintenfische oder auch mal einen Hummer kaufen kann, eben frisch aus dem Wasser geholt. Der Obst- und Gemüsehändler, der die süßen Mangos und die Tomaten dabeihat. Der Nussverkäufer, bei dem ihr köstliche geröstete Cashews bekommt. Der Kokosnussverkäufer, der euch für 100 Kenia Shilling eine frische Kokosnuss verkauft. Und dann noch die „Beach Operator“, wie Ali sie respektvoll nennt, mit denen ihr Ausflüge, Wanderungen und Schnorchel- und Tauchtouren unternehmen könnt. Dazu gibt es eine Dame, die eine sehr gute und günstige Massage anbietet, für Leute wie mich die viel am Schreibtisch sitzen ist das ein Geschenk des Himmels. Ihre Schwester bemalt Teeniehände mit wunderschönen Henna-Ornamenten.
Mit Kindern ist Tiwi eine Wucht. Und das hat insbesondere mit dem Riff zu tun. Es liegt etwa 800 Meter vor Tiwi und zieht sich die ganze Ostküste Kenias entlang. Der Effekt ist besonders für Familien mit kleineren Kindern praktisch: Keine zu großen Wellen, keine großen Fische, sondern nur sanftes Meer und während der Ebbe ein riesiger Sandspielplatz mit kleinen Pools, die die Temperatur von Thermalbädern erreichen und in denen es sich herrlich herumsitzen lässt.
Aufpassen müsst ihr nur wegen der Seeigel, die es hier gibt – bringt also am besten feste Sandalen mit. Dann könnt ihr bei Ebbe mit den Kindern lange Wanderungen über den Sand machen und kleine Tierchen entdecken. Es gibt unzählige Krabben und Einsiedlerkrebse. An Land findet man Warane, es gibt einige süße Hunde auf dem Campingplatz und irgendwo stromert eine scheue Katze herum. Und dann ist da natürlich noch die Affenfamilie, die hier herumläuft und immer nach etwas essbarem Ausschau hält. Sie sind klein und harmlos, aber eben immer hungrig. Alles Essbare sollte man also gut wegpacken. Ansonsten macht es einen Heidenspaß, sie zu beobachten.
Tiwi Beach ist der perfekte Spot für Familien. Uns macht hier das Campen am meisten Spaß, wir haben aber auch die Apartments schon ausprobiert und fanden sie toll. Wenn ihr außerhalb der Saison kommt, kann es euch passieren, dass ihr den Platz für euch allein habt. Es ist ein Ort, an dem ihr euch erholen könnt, an dem nichts anderes wichtig ist als den Moment zu genießen und zu sehen, wie schön das Leben sein kann. Für uns ist er das Paradies – und für euch?
Die Berlinerin Britta Schmidt von Groeling ist zweifache Mutter, Globetrotterin, Politologin und Verlagsfachfrau. Da es den passenden Reiseführer für die eigenen Kinder nicht gab, gründete sie 2015 den Kinderreiseführerverlag World for kids. Nach ihrem Debüt „Thailand for kids“ folgten Reiseführer für verschiedene Länder in aller Welt.
